Wissenswertes über unsere Kirche

Die Belsener Kirche, auch „Belsener Kapelle“ genannt, zählt zu den ältesten Kirchen im Land. Mitte des 12. Jahrhunderts als romanische Chorturmkirche erbaut, trägt sie die Handschrift der Hirsauer Bauschule. Sie erscheint bereits im „Codex Hirsaugiensis“ mit weiteren Kirchen, an denen das Kloster Hirsau vor 1160 Eigentumsrechte besaß. Die Schutzheiligen sind Maximinus und Johannes. In nachromanischer Zeit wurde die Architektur durch bauliche Eingriffe empfindsam gestört (gotischer Chor, achteckiger Holzturm, erhöhter Dachstuhl, größere Fenster, …). Aus welchem Grund und zu welcher Zeit dies geschah ist weitgehend unbekannt. Sakristei und Nordausgang stehen im Zusammenhang mit der Anlegung des Friedhofes im Jahr 1824. Vor dieser Zeit war Belsen kirchliches Filial von Mössingen, ab 1866 eigenständige Pfarrei. Bekannt ist die jetzige Kirche vor allem durch die geheimnisvollen und viel gedeuteten Reliefs am Westgiebel. Die kreisrunde Lichtöffnung in der Südostecke der Kirche (Sonnenloch) fand erst unlängst durch Computervermessungen ihre Bestätigung als so genannte „Sonnenkalenderanlage“. Auch dies eine Eigenheit des Klosters Hirsau; das über ein hohes astronomisches Wissen verfügte. Wegen der Überbauung durch das Sakristeidach ist das einstige Lichtspektakel nicht mehr nachvollziehbar und das „Sonnenloch“ nur noch von innen zu sehen. „Belsener Kapelle“, die Stätte unseres sonntäglichen Gottesdienstes, wurde vom Kloster Hirsau ab 1140 als Chorturmkirche mit kleiner Apsis erbaut und dem Evangelist Johannes und St. Maxim geweiht. Als Wallfahrtskirche sollte sie die Eintretenden „ zu Christus hinführen“. Wir verstehen sie als eine an ihren Symbolen an die Wallfahrer gehaltene „Predigt in Stein“.

  • addWestgiebel Außenfassade

    Über der Eingangstüre zum Langhaus als dem himmlischen Jerusalem lädt in einer kleinen menschlichen Figur Christus zu sich in sein himmlisches Reich ein; seine Arme hat er nach uns ausgebreitet. Im Kreuz in der Mitte des Tympanon (dem Bogenfeld über der Türe) stellt er sich uns in dreifacher Weise dar: Seine Passion für uns, Sein Wiederkommen zu uns und durch die Einkerbungen im Längsbalken als unser Lebensbaum, der uns das ewige Leben, die Gemeinschaft mit Gott erschließt. Im Giebel-Relief ist außer dem Hymnus der Urgemeinde 1. Kor. 15, 2: „Christus ist nach der Schrift für unsere Sünden gestorben“ durch das Passionskreuz, „er wurde begraben“ durch die menschliche Gestalt, auch durch die Tierköpfe (vier als Widderköpfe, darstellend Christus als das Lamm Gottes, einer als Stierkopf, ausdrückend, dass Christus das Evangelium garantiert) das Leiden Christi für uns dargestellt. (Die in der ersten feststellbaren bildlichen Darstellung des Giebels 1752 dort dargestellten drei Sonnen, die die Auferstehung Christi symbolisieren, sind leider ganz ab gewittert.

  • addSonnenloch

    Betreten wir den Kirchenraum, fällt uns das (in seiner Ausgestaltung einmalige) Sonnenloch rechts der Kanzel ins Auge. Als besondere Erscheinung bildete die durch das Loch einfallende Sonne um die Tag- und Nacht-Gleiche auf der Rückseite des Tympanon gegen Westen ein Kreuz aus „Lichtbalken“, darstellend auch hier die Passion Christi, wie dann auch die „Verwandlung“ des Kreuzes in eine dort aufsteigende Scheibe als Symbol der Auferstehung Jesu ab.

  • addChorturmraum

    Der Chorturmraum als Altarraum symbolisiert das irdische und das himmlische Paradies: Im Halbbogen gegen Norden, „gestützt“ von einer Halbsäule, das Irdische im Garten Eden, die Halbsäule sowohl den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen dort als auch die Schlange, die Adam und Eva verführte; im Halbbogen gegen Süden, wiederum von einer Halbsäule „gestützt“, das Himmlische, die Halbsäule sowohl den Baum des Lebens dort als auch Christus selbst.

  • addFundamente unter der Kirche

    Unbedingt anschauen sollte man sich die Ausgrabung des Vorgängerbaus, der 1960 unter der Kirche freigelegt wurde und seitdem zugänglich ist. Bei dieser älteren Kirch aus dem 10. Jahrhundert handelt es sich vermutlich um ein Zeugnis der Christianisierung, die durch Missionare des Reichsklosters Lorsch ab dem 8. Jahrhundert in unsere Gegend kam.

Führungen durch die Kirche

Eine Führung kann über das Gemeindebüro vereinbart werden. Die Kirche hat das Signet „geöffnete Kirche“. Die Kirche ist während der Sommerzeit von Ende März bis Ende Oktober tagsüber von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr für Besichtigungen geöffnet. Bitte nehmen Sie Rücksicht darauf, dass evtl. nachmittags Trauerfeiern und am Sonntag von 10.00 bis 11.00 Uhr Gottesdienste in der Kirche stattfinden. Von April bis September ist unsere Kirche auch eine beliebte Hochzeitskirche, die wir gerne, soweit möglich, auch auswärtigen Paaren (gegen eine angemessene Gebühr) zur Verfügung stellen. Für Führungen am Samstag und während der Woche setzen Sie sich bitte rechtzeitig vorher mit dem Gemeindebüro in Verbindung.